Milchzahntransplantationen

Die Avulsion mit Verlust der oberen zentralen Incisivi im frühen Wechselgebiss (7. bis 12. Lj.) stellt eine große Herausforderung für den Behandler dar, da in diesem Zeitfenster als zahnärztliche Therapie zunächst lediglich die herausnehmbare Kinderprothese zur Verfügung steht. Erst im späten Wechselgebiss können die betroffenen Kinder mit adhäsiver Klebebrücke, kieferorthopädischem Lückenschluss oder Transplantation von Prämolaren definitiv festsitzend versorgt werden. Im Fokus des zahnärztlichen Handelns sollte die möglichst frühe Einflussnahme auf das noch zu erwartende Wachstum des zahnlosen Kieferabschnittes stehen mit dem Ziel, das Wachstum ipso loco zu befördern.

Für eben dieses Zeitfenster gibt es zur Überbrückung der zahnlosen Periode bzw. zur Vermeidung des Tragens einer Kinderprothese die chirurgische Technik der Milchzahn-Transplantation (MZ-TX), die eine sofortige ästhetische und funktionelle Rehabilitation der kleinen Patienten erlaubt 1,2. Ein entscheidender Vorteil der Methode liegt in der osteoinduktiven Potenz, die einerseits den posttraumatischen Defekt, andererseits das weiter fortschreitende Wachstum des Kieferabschnitts aufholen bzw. erhalten soll. Ziel der MZ-TX ist es, den Zahnverlust solange zu kompensieren, bis die bekannten Maßnahmen von Adhäsivbrücke, kieferorthopädischem Lückenschluss oder autogener Prämolaren-TX als permanente Therapien übernehmen können.

Die Historie der Milchzahntransplantation wird von ihren ersten Anfängen bis heute anhand einer Literaturübersicht aufgezeigt. Dabei werden die verschiedenen chirurgischen Techniken beschrieben und anschließend auf die möglichen klinischen Indikationen der MZ-TX für die Kieferorthopädie eingegangen. Vorrangigen Stellenwert hat das dentale Trauma mit Zahnverlust mit einem Anteil von 60 % an allen MZ-Transplantationen (n=64), gefolgt von Nichtanlagen (25 %), Verlagerung, Dysplasie und intentioneller Replantation (je 5 %).

Anhand von Patientenbeispielen wird die Versorgung der kleinen Patienten sowie deren klinischer Verlauf dargestellt und die Ergebnisse an einem größeren Patientenkollektiv (n=64 MZ-TXs; n=44 Patienten)3  im Hinblick auf osteoinduktive Potenz, Erfolgsrate, Überlebenszeit, Patientenzufriedenheit sowie auftretende Komplikationen präsentiert.

Literatur:

  1. Pohl Y, Geist P, Filippi A. Transplantation of primary canines after loss or ankylosis of upper permanent incisors. A prospective case series study on healing and survival. Dent Traumatol 2008;24:388-403.
  2. Tschammler C, Angermair J, Linsenmann R, Heiligensetzer M, Nolte D. Primary canine auto-transplantation – a new surgical technique. Oral Surg Oral Med Oral Pathol Oral Radiol 2015;119:158-169.
  3. Hoss F. Die Milchzahntransplantation – Eine retrospektive klinische Studie. Doktorarbeit, Ruhr University Bochum, 2020; S. 1-94.

Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Dr. med. habil. Dirk Nolte

Facharzt für Mund-, Kiefer- & Gesichtschirurgie
Plastische Operationen

Seit 2005:

Niederlassung in München: Eröffnung der Praxisklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
Schwerpunkte: Implantologie, kieferorthopädische Chirurgie, dentoalveoläre Chirurgie, dentales Trauma, autogene Zahntransplantation, ästhetisch-plastische Chirurgie, Laserchirurgie

2005: Außerplanmäßiger Professor für das Fach Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie an der Ruhr-Universität Bochum

2003: Stellvertretender Klinikdirektor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie, Ruhr-Universität Bochum (Direktor: Prof. Dr. Dr. K.-D. Wolff) und Erwerb der Zusatzbezeichung „Plastische Chirurgie“

2000: Oberarzt an der Klinik für MKG-Chirurgie, Ruhr-Universität Bochum

1997-2000: Assistenzarzt an der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Klinikum Innenstadt, LMU München (Prof. Dr. Dr. M. Ehrenfeld)

1999 Habilitation für das Fach „Experimentelle Chirurgie“, Verleihung des Titels Priv.-Doz. Dr. med. Dr. med. habil.

1991-1996: Studium der Zahnmedizin an der LMU-München, Approbation als Zahnarzt, Promotion zum Dr. med. dent.

1990-1996: Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Chirurgische Forschung, Klinikum Großhadern, LMU München, später: Leiter der Arbeitsgruppe für Mikrozirkulation, Institut für Chirurgische Forschung und Dienst habender Arzt an der Chirurgischen Klinik und Poliklinik, Klinikum Großhadern, LMU München
1990 Research Fellow am Department of Applied Mechanics and Engineering Sciences, University of San Diego, California (Prof. Dr. M. Intaglietta)

1989: Arzt im Praktikum in der Abteilung für Experimentelle Chirurgie an der Universität Heidelberg (Prof. Dr. Dr. h.c. Meßmer) und Approbation als Arzt

1982-1989: Studium der Medizin an der Ruhr-Universität Bochum, Promotion zum Dr. med.

Wissenschaftliche Arbeiten:

über 100 international publizierte wissenschaftliche Arbeiten
über 200 nationale und internationale Vorträge