Funktionierendes.

Wir verstehen uns in der „Kieferorthopädie“ das Teilgebiet der Zahnmedizin, das sich mit der Verhütung, Erkennung und Behandlung von Fehlstellungen der Kiefer und der Zähne (Zahnfehlstellung) befasst. Der Inhalt des Fachbereichs wird besser durch die Bezeichnung Dento-Maxilläre Orthopädie (Kieferregulierung) wiedergegeben. Der Begriff Orthodontie (Zahnregulierung) wird vor allem in nichtdeutschsprachigen Ländern verwendet.

Und bleibt aber die medizinische Bedeutung unseres Schaffens.  Funktionsstörungen – und Schmerzen – des Bewegungsapparates stellen aktuell ein bedeutsames Krankheitsbild dar. Und die Kieferorthopädie? Was wissen wir? Was können wir? Was tun wir?

In den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der Patienten, die an Funktionsstörungen und Schmerzen leiden, drastisch erhöht. Gleichzeitig stellen die Krankenkassen fest, dass die therapeutische Effizienz bei diesen Patienten eher niedrig ist. Das bedeutet, dass viel Geld ohne das Erreichen eines dauerhaften Therapieergebnisses ausgegeben werden muss. Diese Tatsache wiegt umso schwerer, als Funktionsstörungen z.B. im kraniomandibulären System (CMS) unter dem Faktor Zeit zu Dysfunktionen und Schmerzen im craniocervikalen System (CCS) führen. Wird in diesen Fallen nicht adäquat behandelt, kann es zu einer Ausbreitung der Dysfunktionen auf das craniosakrale System (CSS) als somatisches Korrelat des Chronifizierungsprozesses kommen. Auf der andere Seite können aber Funktionsstörungen im craniocervikalen System (CCS) oder im craniosacralen System (CSS) zu Störungen im craniomandibulären System (CMS) führen oder diese trotz einer adäquaten Therapie im CMS dauerhaft chronisch unterhalten. Deshalb ist es für den Behandler von Bedeutung, sich einen Überblick über die Dysfunktionen des ganzen Körpers zu verschaffen. Dieses Wissen ermöglicht es dann, zielgerichtete Therapie ‑ meist im interdisziplinären Kanon durchzuführen und durchzuhalten.

Und darum geht es. Was ist für uns Kieferorthopäden – möglichst evidenzbasiert – „Funktionierend“? Da wir als Fach – mit interdisziplinärer Unterstützung – zwischenzeitlich viel erforscht und belegt haben, können wir bewusst kühn sein, – wie im Titel – und hinter dem „Funktionierendes“ einen Punkt setzen. Ja wir Kieferorthopäden können das Funktionierende im Körper positiv beeinflussen! PUNKT. Im Vortrag finden Sie eine sehr persönliche Anleitung zum medizinischen Denken in der modernen – wieder funktionsorientierten ieferorthopädie aus der eigenen Erfahrung seit 1978.

Prof. Dr. med. dent. Stefan Kopp

Studium 1979-1984 an der FU Berlin; Promotion 1985;  1985 bis 1988 Wiss. Assistent an der Klinik für Mund-, Kiefer-  und  Gesichtschirurgie und 1988 bis 1994 an der Klinik für Kieferorthopädie im  Klinikum  der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel; 1992 Gebietsbezeichnung „Kieferorthopädie“; 1994 – 2005 Oberarzt der Poliklinik für Kieferorthopädie der Friedrich-Schiller-Universität zu Jena; seit 01.06.2006 Lehrstuhl für Kieferorthopädie im Zentrum der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde („Carolinum“) der Goethe-Universität Frankfurt am Main, seit 2012 Lehrbeauftragter der Medizinischen Universität Innsbruck