„Wozu individualisierte Bracket-Systeme, wenn es konfektionierte Brackets und kommerzielle Bracket-Prescriptions gibt?“
oder „Die virtuelle Welt der Orthodontie – Segen oder Fluch?“
DDr. Silvia M. Silli Wien
Hand aufs Herz: Mit konfektionierten Multibracket-Apparaturen ein individuelles, funktionell und ästhetisch gutes Behandlungsergebnis für jeden unserer Patienten zu erreichen, das ist selbst für den erfahrenen Kieferorthopäden stets aufs Neue eine Herausforderung. Hat man alle biomechanischen Stolpersteine während der Nivellierungs-, Führungs- und Justierungsphase gemeistert, können mittelwertige Bracket-Systeme und/oder Bracket-Positionierungsfehler Probleme bei der Feineinstellung der Okklusion bereiten. Denn entgegen den geschickten Werbeslogans der Industrie wie auch den dogmatischen Versprechungen so mancher Vortragender sind Bracket-Systeme letztlich doch nur mehr oder weniger gut funktionierende Werkzeuge…
Die Feineinstellung der Verzahnung wird nicht selten durch morphologisch-anatomische Variablen (Zahngrößendiskrepanzen, dysplastische Zähne, atypisch geformte Zahnkronen etc.) erschwert. Insbesondere in der Erwachsenen-Behandlung können diese im Zuge der Modellanalyse nicht immer a priori erkennbaren Variablen das angestrebte Ergebnis vereiteln.
Die rasanten Entwicklungen der letzten Jahre auf dem Gebiet der Computertechnologie ermöglichen uns heute eine realistische virtuelle Simulation des Behandlungsergebnisses. Unter anderem lassen sich Vor- und Nachteile unterschiedlicher Behandlungsansätze (z. B. Nonextraktion versus Extraktion) verifizieren. Die Feineinstellung beeinflussende oder möglicherweise sogar limitierende Variablen werden bereits in der Planungsphase erkannt.
Die Individualisierung der Bracket-Geometrie mittels CAD/CAM war nicht zuletzt auch aufgrund des technologischen Fortschritts im Bereich der Scanner und 3D-Drucker ein logischer Schritt im Prozess zur weiteren Optimierung der gewünschten Zielokklusion.
Machen Sie sich selbst ein Bild davon, ob und wie der virtuelle Workflow in der Orthodontie dazu beitragen kann, durch Planungssicherheit und „optimierte Werkzeuge“ Ihre, aber vor allem auch die Zufriedenheit Ihrer Patienten mit dem Behandlungsergebnis zu erhöhen.
Curriculum vitae
DDr. Silvia M. Silli
geb. 1959 Bruck a. d. Mur
1978 Matura HBLA für wirtschaftliche Frauenberufe (Baden bei Wien)
1979 – 1982 Chefsekretärin Verlag Paul Parey, Berlin
9/1982 – 1/1988 Studium der Zahnmedizin (FU Berlin)
12/1988 Promotion zum Dr. med. dent. (FU Berlin)
9/1988 – 6/1993 Studium der Medizin (Universität Wien)
6/1993 Promotion zum Dr. med. univ. (Universität Wien)
10/1993 Abschlussprüfung Nostrifikation Zahnmedizin (Universität Wien)
1988 – 1994 Zahnärztin (Abteilung für Kieferorthopädie) WGKK, Wien
seit 1994 niedergelassen in Privat-Praxis für Kieferorthopädie in Wien
seit 1997 Vorstandsmitglied im Verband Österreichischer Kieferorthopäden
seit 2017 Präsidentin des Verbandes Österreichischer Kieferorthopäden
seit 1995 Spezialisierung auf Lingualtechnik und Erwachsenen-Orthodontie
1999 Gründung ORTHOROBOT Medizintechnik GmbH
(weltweit erster CAD/CAM-Prozess für Bracket-Individualisierung mit
indirekter buccaler und lingualer Bracket-Positionierung)
11/1998 Austrian Board of Orthodontists
6/2010 European Board of Orthodontists
Seit 1998 Vortragstätigkeit auf nationalen und internationalen Kongressen zu den Themenkreisen Physiologie und Pathologie der Zahn- und Kieferentwicklung, Lingualtechnik, Setup-Technik, Bracket-Individualisierung, indirekte Bracket-Positionierung, virtuelles Setup.
Seit 2012 Lektorin an der Universität Erlangen im Rahmen des Curriculums der kieferorthopädischen Weiterbildung in Bayern (Setup-Herstellung, Bracket-Positionierung).
Seit 2012 Mitglied im Redaktionsteam der Quintessenz-Zeitschrift KIEFERORTHOPÄDIE (Berlin), zuständig für die Rubrik „Die zertifizierte Patienten-Präsentation“.